Adventsvorbereitungen

 

Was haben sie gemacht – die Gestalten der Weihnachtsgeschichte in der Adventszeit? Maria war schwanger, das wissen wir. Sie besuchte ihre Cousine Elisabeth, die ebenfalls schwanger ging. Sie ließ sich bestärken in der Annahme dieses besonderen Kindes durch Freude und Gotteslob. Josef war in Gefahr, seine Verlobte zu verlassen und brauchte Engelhilfe, um bei ihr zu bleiben. Also gab es schon reichlich zu tun für die Himmelsboten, die erst später mit vollen Chören öffentlich in Erscheinung traten.

Die Hirten waren wie immer bei der Arbeit, sie kümmerten sich um ihre Schafe und ahnten noch nichts davon, was da alles auf sie zukam. Einige erzählten sich am Lagerfeuer Geschichten von einem kommenden König und weckten bei den Jüngeren tiefe Sehnsüchte, die angesichts des Stalls von Bethlehem ziemlich enttäuscht wurden. Aber das ist eine andere Geschichte - und auch, wie es dem Kind in der Krippe später gelang, die Herzen der so Enttäuschten doch noch für sich zu gewinnen. Im Advent gab’s erst einmal Arbeit für die Hirten und Geschichten und Sehnsüchte.

Herodes dachte eher mit Schrecken an das, was da kommen könnte. Ein neuer König sollte in Erscheinung treten, ein Konkurrent womöglich, ein Friedensfürst, wie er selber mal einer hatte werden wollen und doch nie geworden war. Er hatte eher Albträume in dieser Zeit der gespannten Erwartung und nahenden Umwälzung aller Verhältnisse und Strukturen.

Cyrenius, der römische Landpfleger in Syrien, war da nüchterner. Er stütze sich auf eine Weltmacht, auf einen Kaiser und seine Soldaten, auf Steuereinnehmer und eine ordentliche Verwaltung. Mochte da auch etwas gären im Volk – er (oder einer seiner Nachfolger) würde sie schon zur Staatsräson bringen, wenn es sein musste.

Und die Weisen aus dem Morgenland? Sie schauten fasziniert zum Himmel und sahen da etwas leuchten und zusammenwachsen, was sonst getrennt war: Sterne mit symbolischer Bedeutung. Sie lasen in alten Prophezeiungen und machten sich auf den Weg. Einer würde ihnen schon den Weg zeigen: entweder ein Engel, ein Stern oder ein Schriftgelehrter.

So hatten sie alle zu tun – die Gestalten der Weihnachtsgeschichte in der Adventszeit. Selbst die Tiere – sie muhten und blökten und spürten irgendwie eine Veränderung um sich herum.

Zu wem wollen wir uns gesellen in der Adventszeit? Gehen wir mit etwas schwanger? Sind wir dabei wegzulaufen? Sind wir einfach bei der Arbeit? Erzählen wir Geschichten und haben Sehnsüchte? Werden wir von Albträumen geplagt oder erfüllen wir nur unsere Pflicht? Sind wir neugierig und machen uns auf den Weg? Blöken wir nur dumpf herum oder haben wir eine Idee, was da auf uns zukommen könnte? Lassen wir uns zu Himmelsboten machen, die im Kleinen besuchen und trösten und aufrichten und im Großen verkündigen und in Bewegung bringen und Verhältnisse ändern?

Womöglich steckt ja von allen Weihnachtsgestalten etwas in mir: von Maria und Josef, von den Hirten und Engeln, von Herodes und Cyrenius, von den Weisen im Morgenland und selbst von den Tieren im Stall und auf dem Feld.

 

Propst Peter Godzik, Ratzeburg