Blickwinkel
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   Schönheit ist im Auge des Betrachters“, so heißt eine alte,
  weise Erkenntnis. Wie ich die Dinge anschaue, so sind sie. Blicke ich
  freundlich und offen in die Welt, so kommt sie mir so auch entgegen. Senke
  ich finster den Blick, dann verdunkelt sich alles in mir – und auch mein
  Gegenüber erscheint mir in diesem Licht, in dieser Finsternis.  Jesus sagt im Evangelium: „Schaue darauf, dass nicht das Licht in dir Finsternis sei“ (Lukas 11,35 – Lehrtext für den 16. Februar 2003). Er weiß, was für fatale Folgen der finster gesenkte Blick hat: Er führt zum Brudermord (1. Mose 4,5). Immer wieder ist es der Blick, der Blickwinkel, der unsere Existenz bestimmt. Wir hören davon oft in der Bibel: 1. Mose 4,7; 2. Samuel 11,2; Hiob 31,1; Psalm 139,11-12; Sprüche 4,25; Jesaja 8,21-23; Matthäus 5,29; 6,28; 2. Korinther 4,6.  | 
  
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   Wie können wir achtgeben auf unser Augenlicht, damit wir
  wieder anschauen können aus dem Blickwinkel Gottes? Wir blicken stracks und
  unverwandt auf Christus, der das wiederhergestellte Ebenbild Gottes ist und
  werden dabei verwandelt in sein Licht. So verändert und zurecht gebracht
  blicken wir in die Welt, begegnen Menschen und Tieren, Pflanzen und allen
  Dingen, wie er ihnen begegnete, lernen im Ansehen das Lieben (Markus 10,21).
  Dann wird alles hell und in ein neues Licht getaucht, angesehen aus dem
  Blickwinkel Gottes. So gesehen können aus Feinden auch Freunde werden
  (Matthäus 5,44), muss der Blick nicht mehr finster gesenkt werden mit
  tödlichen Folgen. Gott will, dass unser Auge, ja unser ganzer Leib licht ist
  und kein Teil finster an ihm, damit wir ganz licht sind, „wie wenn dich das
  Licht erleuchtet mit hellem Schein“ (Lukas 11,36).  So
  verwandelt und vertieft sich unser Anschauen in den lichtvollen Blick unseres
  Herzens. Wir sehen nicht mehr nur, was vor Augen ist, sondern sehen mit Gott
  das Herz an (1. Samuel 16,7). Propst
  Peter Godzik 
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