Von Propst Peter Godzik, Ratzeburg
In den Verletzungen und Abbrüchen unseres Lebens zerbricht eine äußere Schutzhülle, die uns bisher so selbstverständlich umgeben hat. Wir stehen wie nackt da vor den Menschen, sind bis in den tiefsten Kern unserer Person verletzbar und preisgegeben. So könnten wir nicht weiterleben und müssten uns zurückziehen oder gar ganz verkriechen. Gott will aber nicht, dass die Kräfte des Todes über uns siegen. Er zieht uns heraus aus unserer Höhle der Angst, Scham, Verzweiflung und was uns sonst noch zu quälen vermag – ob wir nun selber verletzt wurden oder andere verletzt haben.
Gott heilt die schmerzenden Wunden quälender Erinnerung, indem er uns ein neues Gewand zum leben gibt. Es darf wieder gut werden, was böse war und uns zerbrochen hat. Das geschieht nicht auf einmal. Immer wieder brechen die alten Wunden auf – auch die der Trauer über die Verletzungen, die unser Volk anderen Völkern zugefügt und dann auch selber erlitten hat.
Wir dürfen diese Wunden jedes Mal neu verbinden mit einem frischen Verband aus Liebe und Güte, aus Vergebungsbereitschaft und Barmherzigkeit. Gott will uns nicht nackt und bloß in schmerzlicher Verzweiflung, sondern geheilt in unseren Lebenserfahrungen, weil wir überkleidet sind mit seiner Güte.