Warum mir die Engel so wichtig geworden sind

 

Von Peter Godzik, Propst in Ratzeburg

 

Sonntag für Sonntag hören wir im Gottesdienst die Botschaft der Engel: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen“. Gott sendet seine Boten, um uns zu ermutigen, zu stärken und zu beschützen – vor Irrwegen zu bewahren und auf den rechten Weg zu bringen. Wir sehen sie meist nicht, aber wir träumen von ihnen, wir spüren ihre Nähe, wir rufen sie an: „Dein heiliger Engel sei mit mir, dass der böse Feind keine Macht an mir finde“ (M. Luther). In jedem Gebet wartet ein Engel auf uns, der uns verändert und stärkt.

Im Laufe der Geschichte haben die Menschen den Engeln nicht nur Gebete gewidmet, sondern auch Gedichte und Lieder, Bilder und Skulpturen, Bücher und Filme, Schlager und Kantaten. „I believe in angels, something good in everything I see“ sang die Popgruppe ABBA. Die Beschäftigung mit den Engeln bringt uns in Kunst, Literatur und Religion zu vertiefter Begegnung mit dem Guten, Wahren und Schönen auf unserer Suche nach Liebe und Sinn. Die Engel ermöglichen uns die Entfaltung von Gefühl und Leichtigkeit. Sie ebnen den Weg zum Heiligen und führen zum Gottessohn. Sie harren aus bei Krippe und Kreuz. Sie gehen voran, sie begleiten, sie halten überlegene Wache. Wir können von ihnen lernen: das Singen und das Tanzen, die Leichtigkeit des Seins. Deshalb können Engel fliegen: Sie nehmen sich leicht. Sie öffnen uns Augen, Ohren und Herz. Sie lenken von außen nach innen und bringen das Leben wieder in Fluss.

Sie verschwinden hinter ihrem Auftrag: Engel ist kein Wesen, sondern eine Aufgabe (Augustinus). Sie dienen Gott, den Menschen, der Sache und darin dem Guten. So können auch wir sein, wenn wir unsere Schritte engelwärts lenken: hilfreiche Boten der fürsorglichen Liebe Gottes. Es gibt „Engeldienste“ besonders im Umkreis von Geburt, Krankheit und Tod: „Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein, die Engel... Oft sind sie alt und hässlich und klein, die Engel ... Vielleicht ist einer, der gibt dir die Hand oder er wohnt neben dir, Wand an Wand, der Engel. Dem Hungernden hat er das Brot gebracht, der Engel. Dem Kranken hat er das Bett gemacht, er hört, wenn du ihn rufst, in der Nacht, der Engel ...“ (R.O. Wiemer). „Wenn es soweit sein wird mit mir, brauche ich den Engel in dir“ (F.K. Barth). „Wirst du für mich, werd ich für dich der Engel sein?“ (W. Willms)

Die Beschäftigung mit den Engeln ist die Einladung, unsere Gottebenbildlichkeit in dem Menschen wiederzuentdecken, dem alle Engel dienen.