Leserbrief für die LN (Bezug: Artikel in den LN vom 10.09.04 „Lübeck kämpft um den Bischofssitz“):

 

Hände weg vom Lübecker Bischofsamt!

 

Nordelbien hat ein Finanzproblem, das ist wahr. Es wird nicht gelöst, indem man ein historisch bedeutsames Bischofsamt aufopfert. Wir haben nicht zwei Bischofsämter zu viel, sondern zwei zu wenig: ein regionales und ein leitendes. Der Sprengel Holstein-Lübeck ist doppelt so groß wie Schleswig und viel größer als Hamburg. Er gehört geteilt in Holstein und Lübeck. Der Hamburger Sprengel sollte strikt auf das Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg beschränkt bleiben. Das so entstehende Kieler Bischofsamt könnte den ständigen Vorsitz der Kirchenleitung übernehmen, wenn man keine Gliederung des Bischofsamtes vornehmen will. Andernorts gibt es das nämlich: neben mehreren Regionalbischöfen (dort genannt: Landessuperintendenten oder Kreisdekane) einen Landesbischof oder eine Landesbischöfin. Da spielen dann Synodenpräsidenten auch nicht eine so vorlaute Rolle wie gerade bei uns in Nordelbien. Mein Vorschlag seit langem: ein leitendes Bischofsamt für Nordelbien.

In Zeiten der Krise ist es höchst gefährlich, Leitungsämter zu schwächen und funktionierende Strukturen zu zerschlagen. Die Kirchenkreise haben seit langem ihre Schularbeiten gemacht: Sie sparen, sie konzentrieren sich auf das Wesentliche, sie sind bereit zu kooperieren und zu fusionieren. Sie möchten es auch weiterhin gern freiwillig tun und nicht von oben dazu nach fragwürdigen Modellen verordnet werden.

Das eigentliche Problem sind die vielen Hauptamtlichen im Bereich der Dienste und Werke. In den Zeiten des vielen Geldes ist sehr viel zusätzlich angeschafft und eingerichtet worden. Hier muss nun der Hebel angesetzt werden: Klar und deutlich, aber auch sozial verträglich. Bis auf wenige Ausnahmen (Diakonie, Mission, Ausbildung) sollte Nordelbien alle Dienste und Werke in die Kirchenkreise geben. Sie können am ehesten beurteilen, was in der Fläche gebraucht wird. Das wichtigste: Die Kirche muss im Dorf bleiben, von unten nach oben aufgebaut werden, mit einer starken Basis aus viel Ehrenamt und ausreichendem Hauptamt; mit schlanken Ausgleichs- und Verwaltungseinheiten auf mittlerer Ebene, die der Basis dienen; und mit einem sehr leichten nordelbischen Dach, in dem vor allem die gestärkten Bischofsämter die entscheidende Rolle der hauptamtlichen Leitung spielen. Ich hoffe auf Einsicht der mehrheitlich von Laien bestimmten nordelbischen Synode und Kirchenleitung. Noch ist es nicht zu spät!

 

Propst Peter Godzik, Ratzeburg