Pfingsten

von Peter Godzik

Als Jesus stirbt, sind die Jünger verzweifelt und traurig. Er, der für sie alles Heil bedeutet hat, ist tot. Verstört und mutlos gehen sie auseinander. Einer hat ihn verraten, ein anderer verleugnet, fast alle sind sie geflohen.

Fünfzig Tage später, so berichtet die Bibel, sitzen sie wieder beisammen, fröhlich und mutig, und erzählen begeistert von Jesus. Besonders Petrus, der einfache Fischer vom See Genezareth, der eben noch Jesus im Hof des Hohenpriesters verleugnet hat, tut sich hervor und hält eine ergreifende Predigt.

"Ihr Männer von Israel, hört mich an! Jesus von Nazareth, einen Mann, den Gott durch Machttaten, Wunder und Zeichen vor euch bestätigt hat, den habt ihr durch Frevlerhand an das Kreuz genagelt und umgebracht. Gott aber hat ihn auferweckt und die Schmerzen des Todes aufgelöst. An ihm ist wahr geworden, was unser König David gesagt hat: Du hast mir kundgetan die Wege des Lebens; du wirst meine Seele aber nicht bei den Toten lassen, sondern mich erfüllen mit Freuden vor deinem Angesicht."

Da ist nichts mehr zu spüren von der Traurigkeit und Verzweiflung des Karfreitags. Pfingsten ist voller Freude und Begeisterung, die ansteckend wirkt. Was ist geschehen?

Menschen sind den langen und steinigen Weg der Trauer gegangen, an deren Ende die Verheißung des Trostes steht.

Zunächst ist da nur Schock und Betäubung, das Nicht-Wahrhaben-Wollen des Todes, das Weglaufen davor. Aber dann, mit der Anerkennung des Todes, mit dem Zulassen von Schmerz und Betroffenheit, beginnt ein Prozeß der Überwindung, in dessen Verlauf das Leben über den Tod siegt. Ich lerne loszulassen, ohne zu verlieren.

Es ist wahr, er ist tot, den ich so sehr geliebt habe. Aber er ist nicht erledigt für mich. Er wächst ein Stück in mich hinein und macht mich reicher. Seine Liebe ist aufgehoben in meiner Liebe, sein Leben in meinem Leben.

"Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen", hat Jesus gesagt. So geschieht Auferstehung, der Sieg des Lebens über den Tod.

Pfingsten - das ist das Fest der Ausgießung des Heiligen Geistes - wenn der Trost über uns kommt und alle Traurigkeit in Freude verwandelt wird.

In: Kirche in Büdelsdorf. Information - Besinnung - Meinungsbildung, Ausgabe Mai 1977.