segnen

Ich will dich segnen, und du sollst ein Segen sein.
1. Mose 12,2

Hilf mir und segne meinen Geist
mit Segen, der vom Himmel fleußt,
dass ich dir stetig blühe;

gib, dass der Sommer deiner Gnad
in meiner Seele früh und spat

viel Glaubensfrüchte ziehe.
Paul Gerhardt

Segen empfangen wir in dem, was uns geschieht - Segen geben wir aber auch weiter in dem, was wir gestalten. Es mag ein überraschender Gedanke sein, dass Sterbende und Trauernde als passiv Leidende nicht nur Segen empfangen, sondern Segen auch weitergeben. Aus passiv Betroffenen werden aktiv Gestaltende, die anderen ihre Lebenserfahrung vermitteln und sie auf diese Weise weiterbringen. Segnen wird als eine Aufgabe entdeckt, die Leben verändert - eigenes und fremdes.

Alfons Rosenberg schreibt dazu: "Durch segnende Menschen, die empfangenen Segen weitergeben, besteht die Welt; denn durch sie wird sie mit Lebens- und Friedenskräften durchwirkt. Denn Segen bedeutet nicht nur, allem Lebendigen mit Wohlwollen zu begegnen, sondern darüber hinaus, in der Kraft der Liebe, die die Sonne und die Sterne bewegt, und in der Kraft des empfangenen Geistes den Werken Satans entgegenzuwirken." Er nennt (mit Erich Schick) vier Dimensionen des Segnens (den segnenden Blick, die segnende Hand, das segnende Wort, die segnende Tat).

Hilda-Maria Lander und Maria-Regina Zohner beziehen diese Erkenntnis so auf die Trauer und die Trauernden:"Trauer ist die Antwort auf Verlust-Situationen, Trauer ist aber auch der Weg, Abschiede umzuwandeln, neuen Lebenssinn zu entwerfen. Hoffnung wird zur Spur neuer Kräfte. Das Zeitliche segnen ? davon sind unsere Großeltern noch ausgegangen. Erst spät hat sich uns die tiefere Sicht erschlossen. Nicht schnell und widerborstig Unvermeidbares hinter sich bringen (lassen), sondern die eigene Geschichte verabschieden, den Segen, der uns zur Verfügung steht, anderen und anderem hinreichen. Vielleicht gelingt es uns zunehmend, neben dem Schmerz auch die Segenskraft zu entdecken."