Das Marinelazarett Flensburg-Mürwik ist ein Gebäudekomplex, der als Marinelazarett und später unter dem Namen Klinik Ost als Städtisches Krankenhaus diente. Mit verschiedenen Gebäuden, unter anderem dem Marine-Wasserturm, bildet es den Vorburgbereich der Marineschule Mürwik.
Im Jahr 1902 hatte die Admiralität erwogen, eine Marineanstalt an der Ostseeküste Schleswig-Holsteins zu errichten. Die Stadt Flensburg hatte daraufhin 15 Hektar Fläche am Ende der Osbek in Mürwik für dieses Projekt kostenlos zur Verfügung gestellt.
Die Entwürfe für die Gebäude des Marinelazaretts wurden im Dezember des Jahres 1907 von den beiden Architekten Heino Schmieden und Julius Boethke fertiggestellt. Im darauffolgenden Jahr wurden sie vom Reichsmarineamt geprüft und genehmigt.
Im Jahr 1908 wurde mit dem Bau des Marinelazaretts begonnen. Es wurde in einem an die Marineschule angeglichenen Baustil der Backsteingotik errichtet. Das Marinelazarett bestand aus dem großen Krankenblock (beziehungsweise dem Hauptgebäude), dem Verwaltungsgebäude, dem Wirtschaftsgebäude, der Isolierstation und dem Leichenhaus. Außerdem war noch ein Schuppen errichtet worden. Erst etwas später, im Jahre 1912, entstand offenbar die Chefarztvilla, die abseits, am nordöstlichen Rand zu finden ist.
Im Mai 1910 war der Bau des Marinelazaretts abgeschlossen. Seitdem standen 100 Betten zur Versorgung der Marinesoldaten zur Verfügung.
Die Marineschule wurde am 21. November 1910 durch Kaiser Wilhelm II. eröffnet. Das Krankenhauswesen in Flensburg bestand damals aus der Diakonissenanstalt und dem Franziskus-Hospital. Zudem errichtete die Stadt kurz zuvor, um das Jahr 1907, das Cholerahaus in der Südstadt, aus welchem sich in Folge die Städtischen Krankenanstalten entwickelten.
Zu dieser Zeit stand die Marineschule frei in der Landschaft. Die städtische Bebauung hatte sich noch nicht bis zu ihr ausgedehnt. Die Gesamtanlage zeigte so auch auf der zur Förde abgewandten Seite eine deutliche Burgoptik. Mit dem Bau der Gebäude für die Marineschule wurde es notwendig, diese an die städtische Infrastruktur anzuschließen. Ein starker Impuls zum Wachstum der Stadt nach Osten entfaltete sich.
In der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Stützpunkt Flensburg-Mürwik erheblich erweitert. So entstanden damals auch die zahlreichen Gebäude der benachbarten Mürwiker Nachrichtenschule. Im November 1939 entwarf der Landschaftsarchitekt Hermann Mattern einen Vorentwurf einer neu gestalteten Gartenanlage für einen offenbar neu geplanten militärischen Gebäudekomplex am Marinelazarett. Welche genaue Funktion der Gebäudekomplex haben sollte ist unklar. Der Entwurf wurde nicht realisiert.
Ungefähr zu dieser Zeit war wohl auch angedacht worden, das Marinelazarett zu einer Ingenieursschule umzubauen. 1939/40 wurde stattdessen unweit an der Fördestraße der Stabszugsgebäudekomplex der Marineschule Mürwik errichtet, der zunächst als Ingenieur-Offiziersschule diente. Am 26. August 1939, während der Mobilmachung für den Überfall auf Polen, wurde das Marinelazarett, das als Standortlazarett Flensburg diente, zum Reservelazarett Flensburg umgegliedert. Es gehörte während des Zweiten Weltkrieges zu den Marinelazaretten der Kriegsmarine. Zum Schutz vor den Luftangriffen auf die Stadt, war ein Lazarettbunker geplant, der jedoch nie fertiggestellt wurde. Bis zum Herbst 1944 wurde lediglich eine Baugrube östlich des Hauptgebäudes für den geplanten Bunker ausgehoben, die heute nicht mehr erhalten ist.
Am Ende des Krieges gehörte das Marinelazarett zum Sonderbereich Mürwik. Große Teile des Hauptgebäudes der Marineschule gehörten in dieser Zeit ebenfalls zum Lazarett und wurden entsprechend genutzt.
Das Mürwiker Krankenhaus soll nach dem Krieg zeitweise in Teilen als ein Lager für die nach Flensburg gekommenen Flüchtlinge gedient haben, das offiziell jedoch nicht als Kriegsfolgenhilfe-Lager anerkannt war.
Im Herbst 1947 wurde der damals zusätzlich als Lazarett genutzte Gebäudeteil der Marineschule zusammen mit dem eigentlichen Marinelazarett in die Städtischen Krankenanstalten integriert. Das Marinelazarett erhielt damit den Namen Klinik Ost.
1989 wurde die Klinik Ost geschlossen. Nach der Schließung gab es Überlegungen, die Marineschule um die Gebäude des ehemaligen Marinelazaretts zu erweitern. Am 25. Februar 1989 bestätigte der Kommandeur der Marineschule, Flottillenadmiral Klaus-Dieter Sievert, öffentlich das Interesse, die Gebäude des Marinelazaretts zu übernehmen, um dort die steigende Anzahl von Offizieranwärtern unterzubringen. Im Oktober 1991 verwarf das Verteidigungsministerium die Pläne aus Kostengründen. So war das ehemalige Marinelazarett von Leerstand betroffen.
In dieser Zeit drangen Unbefugte ins Gebäude ein, welche noch Injektionsspritzen und Krankenakten vorfanden. Die Presse berichtete in Folge über den "Spritzenskandal".
Ab 1993 diente der Gebäudekomplex als Unterkunft für Asylbewerber und Bürgerkriegsflüchtlinge. 1998 wurde die Unterkunft für Asylanten und Aussiedler im Marinelazarett geschlossen und eine neue Phase des Leerstandes begann.
Das Marinelazarett ist heutzutage, genauso wie die zeitgleich entstandenen Gebäude der Marineschule, als Mürwiker Kulturdenkmal eingetragen. 2007 kaufte der dänische Unternehmer Fritz Matzen das Lazarett. 2009 gab er Pläne für das Hotel "Kelm-Hof" bekannt, die aber bald darauf verworfen wurden. 2013 stellte er neue Pläne für eine Seniorenwohnanlage vor. Der als Kulturdenkmal Mürwiks ebenfalls eingetragene Marinelazarett-Schuppen wurde in dieser Zeit, als Fritz Matzen der Eigentümer war, ohne Genehmigung abgerissen. Auch verschafften sich in dieser Zeit auch einige sogenannte, angebliche Geisterjäger sowie Schauer-Touristen Zugang zum Gebäude.
Mit Übergabe zum 1. August 2014 kaufte das Unternehmen Dolphin Capital Projekt GmbH für 2,5 Millionen Euro das Kulturdenkmal - Grundbucheintragung war am 31. Oktober 2014. Der neue Eigentümer plant, von den noch erhaltenen fünf denkmalgeschützten Gebäuden offenbar nur drei zu sanieren und als Eigentumswohnungen mit hohem Abschreibungspotenzial auf den Markt zu bringen. Zudem sind moderne Neubauten zur Nachverdichtung geplant, obwohl die Grünanlagen zum denkmalgeschützten Marinelazarett gehören. Die Burgzinnen-gekrönte Fassade des Hauptgebäudes dürfte schon durch ein vor Jahrzehnten direkt an der Kelmstraße gebautes Schwesternwohnheim, das heute als Mehrfamilienhaus genutzt wird, in seinem Ausdruck etwas geschwächt worden sein. Angepriesen wird das Projekt unter dem Namen "Dolphin an der See", auch wenn das Areal nicht direkt an der Flensburger Förde liegt. Zurzeit stehen die Gebäude weiterhin leer und sind in ihrem Erhalt gefährdet.