Gott sieht David und Batseba. Es missfällt ihm, was sie getan haben. Gott hört das Eingeständnis Davids und seine Bitte: "An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan ... Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen, gewissen Geist" (Psalm 51,6.12). Gott bestraft David und akzeptiert seine Umkehr. Aber in welcher Rolle sieht er Batseba? Ist sie das unschuldige Missbrauchsopfer Davids oder auch eine aktive Person mit eigenem Fehlverhalten? Leonard Cohen sang 1984 über sie: "Sie fesselte dich an einen Küchenstuhl, zerbrach deinen Thron und schnitt dir das Haar, und deinen Lippen entlockte sie das Halleluja." Hat Gott sie auch so gesehen: als Verführerin und Mitschuldige? Sie machte aber David nicht zum Pantoffelhelden, sie zerbrach nicht seine Herrschaft und sie raubte ihm auch nicht seine Manneskraft, im Gegenteil. Wahrscheinlich hat sie ihr eigenes Halleluja gesungen und David von ihren Lippen abgelesen, worauf es im Leben ankam. Wir erfahren wenig bis gar nichts von ihr, jedenfalls keine Verurteilung Gottes. Im Gegenteil: Gott sah sie, er würdigte sie, er machte sie zur Urahnin Jesu, obwohl sie doch nicht frei war als "die Frau des Uria" (Matth 1,6). Vielleicht gebührt ihr noch mehr als ihrem Sohn dieser Titel Jedidja: Geliebte des Herrn. Es ist erstaunlich, welche Wege Gott mit ihr ging, der sie unter den vielen Frauen Davids erwählte, die Mutter des Nachfolgers und Urahnin Jesu zu werden - weil sie wie er (Weish 11,26) das Leben liebte?