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Christliche Patientenvorsorge 2011

Die spannende Entwicklung von 2003 bis 2009 hin zur neuen gesetzlichen Regelung der Patientenverfügung ist nachzulesen im "Archiv Patientenverfügung".

Aus ethischer Sicht stellt die Patientenverfügung ein Problem dar, denn sie wird vielfach geradezu als Patentlösung angesehen. Dabei wird nicht genügend beachtet, dass eine Möglichkeit der Vorwegnahme des eigenen Umgangs mit neuen Krisensituationen besonders störanfällig bleibt. Falsch ist es aus ethischer Sicht, das Angewiesensein eines Menschen auf Hilfe mit sinnlosem Leben, mit Aussichtslosigkeit gleichzusetzen. Ebenso falsch ist es zu glauben, das Leben sei nur sinnvoll ohne Angewiesenheit auf Andere. Falsch ist ein ethisches Verständnis guten Lebens, das die Abhängigkeit von anderen als Katastrophe sieht. Mit dem Bioethiker Maio kritisiere ich eine solche "ichbezogene Unabhängigkeitsideologie", hinter der sich auf prekäre Weise eine "verschleierte Verachtung schwerkranken und behinderten Lebens" verbirgt. Diese ichbezogene Unabhängigkeitsideologie verkennt auch wiederum die soziale, kommunikative, interpersonale Situation des Menschen. D.h., die Breitenwirksamkeit der Patientenverfügung als Problemlösung ist mit Maio auch "Ausdruck einer verlorengegangenen Kultur des Sterbens": "Der moderne Mensch ist kein Mensch der Zuversicht, sondern ein Mensch der Angst, der alles kontrollieren möchte und zugleich mit Bangen erahnt, dass dies nicht möglich ist." Es ist darum besonders wichtig, die Haltung der Gelassenheit beim Sterbenden zu stärken, die Illusion der Kontrollierbarkeit und allumfassenden Verfügbarkeit als Illusion bewusst zu machen.
Thomas Rentsch

Worum es im Sterben geht? Sich fügen statt verfügen. Das ist die eigentliche, die geistliche Herausforderung. Den bisherigen zur Verfügung stehenden Halt loslassen und wie ein Trapezkünstler darauf vertrauen: Ich fliege, der Fänger fängt. Er tut es auf seine Weise. Stellen Sie sich vor: Der Flieger fliegt nicht unbekümmert, sondern macht im Fliegen dem Fänger Vorschriften, Der Absturz wäre vorprogrammiert. (Peter Godzik)

Patientenverfügung

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2012

2011

2010

  • Peter Godzik (Hg.), Vom Umgang mit den gesetzlichen Bestimmungen zur Patientenverfügung, Oktober 2010.
  • Peter Godzik, Patientenverfügung. Kritische Überlegungen zur gesetzlichen Regelung und ihrer praktischen Umsetzung, November 2010.

2009

  • Gesetzliche Regelungen zur Patientenverfügung durch das 3. Gesetz zur Änderung des Betreuungsrechtes (in der Fassung Bundesrat Drucksache 593/09). Inkrafttreten am 1. September 2009.
  • Kirchenamt der EKD/ Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Wichtiger Hinweis zur "Christlichen Patientenverfügung" vom 24. Juli 2009.
  • Ratgeber und Checkliste für Patientenverfügungen. Meldung in Hwelt vom 28. August 2009.
  • Die Unsicherheit bleibt. Seit einem halben Jahr ist die Patienten-verfügung gesetzlich geregelt. Die Schwierigkeiten, die die Neuregelung beseitigen wollte, sind jedoch geblieben. Dann sind weiterhin die Gerichte gefragt. Meldung vom 29. Dezember 2009.

vor 2009 (siehe auch: Archiv Patientenverfügung)

  • Sich fügen oder verfügen? Interview mit Prof. Dr. Dr. Klaus Dörner über Patientenverfügungen, in: Die Hospiz-Zeitschrift 2 (2000) Ausgabe 3: "Patientenverfügungen: Wer verfügt über das Sterben?", S. 5-9 (Auszug daraus).
  • Christliche Patientenverfügung mit Vorsorgevollmacht und Betreuungsverfügung, Bonn/ Hannover 2. Aufl. 2003.
  • Sterben hat seine Zeit. Überlegungen zum Umgang mit Patientenverfügungen aus evangelischer Sicht (EKD Texte 80), Hannover: Kirchenamt der EKD 2005.
  • Empfehlungen der Bundesärztekammer und der Zentralen Ethikkommission bei der Bundesärztekammer zum Umgang mit Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung in der ärztlichen Praxis, 2007.
  • Wolfgang Putz/ Beate Steldinger, Patientenrechte am Lebensende. Vorsorgevollmacht - Patientenverfügung - Selbstbestimmtes Sterben, München: dtv 3. Aufl. 2007.