1999

Herzlichkeit in dunklen Gesichtern

von Peter Godzik

Seit fünf Jahren gibt es eine Partnerschaftserklärung zwischen dem Kotte-Distrikt der Evang.-Luth. Kirche von Papua-Neuguinea (ELC-PNG) und dem Kirchenkreis Herzogtum Lauenburg der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche (NEK).

In Ausfüllung dieser Partnerschaftserklärung besuchte ich im September 1999 dreieinhalb Wochen lang die ELC-PNG mit drei Schwerpunkten: Partnerschaftsbesuch im Kotte-Distrikt, Kennenlernen von kirchlichen Einrichtungen in Lae und Ogelbeng, Mitgestaltung der Familienfreizeit der deutschen Missionsmitarbeitenden in Alexishafen. Vorbereitet und begleitet wurde diese Reise von Pastor Rudolf Lies, PNG-Referent im Nordelbischen Missionszentrum (NMZ) Hamburg/Breklum.

18.000 km galt es in 20 Flugstunden durch mehrere Zeitzonen  zu überwinden, ehe ich in Port Moresby, der Hauptstadt von Papua-Neuguinea, eintraf. Weiter ging es mit dem Flugzeug nach Lae und von dort mit dem Schiff nach Finschhafen. Ein Auto brachte mich nach Heldsbach, dem Verwaltungssitz des Kotte-Distrikts. Präsident Francis Siki erwartete mich dort mit einer großen Schar seiner Mitarbeitenden. Reden und Geschenke wurden ausgetauscht, Einrichtungen besichtigt und Gespräche geführt.

Eine Woche lang bin ich durch den Distrikt gefahren worden: auf den Sattelberg, nach Sialum, Gitua und Kalasa, nach Pindiu, Subang, Logaweng und Simbang. Ich begegnete Sam Sorenuc wieder, der bei meiner Einführung in Ratzeburg assistierte, und Beka Kosieng, der die Einweihung des Petri-Forums miterlebt hatte. Ich lernte Rifireka Avim, den alten, und Philipp Zinazi, den neuen Dekan des Kalasa-Dekanats kennen; ich wurde begleitet von Rudolf Borzel und Johannes Müller, den bayerischen Missionaren. Ich lernte die Arbeit der NMZ-Mitarbeitenden Dieter Bernard, Silvia Börner, Dr. Christof Krieg, Martin Krieg und Richard Peters kennen.

Neben Landschaft, Klima, Kultur und Sprache waren besonders eindrucksvoll die großartigen Begrüßungszeremonien, die schwungvollen Gottesdienste, die vielen Zeichen herzlicher Gastfreundschaft. Die dunklen Gesichter der fremden Menschen schlossen sich auf in ihrem Lachen, ihrer  Neugierde, ihrer Herzlichkeit. Wieviele Erwartungen wurden mir entgegengebracht nach geschwisterlicher Nähe, nach Unterstützung und Hilfsbereitschaft!

Mir wurde klar: Wir müssen teilen und abgeben aus unserem Überfluß, Projekte fördern, Verbindungen festigen und nicht abreißen lassen. Zur Bekräftigung unserer Partnerbeziehung haben Philipp Zinazi und ich in Kalasa zwei Kokospalmen gepflanzt.

Die ELC-PNG kann sich nicht auf Kirchensteuereinnahmen stützen, es gibt einen kommerziellen Arm der Kirche, der Geld für die Zentrale und die Leitungsebenen verdient. Die Pastorenfamilien leben ohne festes Gehalt aus dem Ertrag ihrer Gärten, sie teilen das einfache Leben der Menschen. In den Aufbruch der Gesellschaft aus der Steinzeit in die Moderne mischt sich der Druck ausländischer Konzerne, die Fische fangen, Bäume abholzen und Bodenschätze gewinnen wollen im großen Stil.

Es könnte das Paradies auf Erden sein, diese ferne Insel mit ihrem üppigen Tropenwald am pazifischen Ozean, wenn Hektik und Gier nicht wären, sondern ruhige und gemessene, menschenwürdige Entwicklung in der Besinnung auf traditionelle und christliche Werte. Wie gut, daß es das Engagement der Kirchen in dieser Region gibt, ökumenisch verantwortet, koordiniert z.B. auch im "partners forum" der ELC-PNG, begleitet von einem einheimischen lutherischen Bischof, Dr. Wesley Kigasung, der eine wirklich imposante Erscheinung ist: mit klaren Bildern für die selbst zu gestaltende kirchliche Entwicklung im Lande und mit einer großen geistlichen Ausstrahlung.

Ich bin froh, ihm und den anderen Kirchenleitern und Mitarbeitenden der ELC-PNG begegnet zu sein. Der Kirchenkreis Herzogtum Lauenburg wird an seiner Partnerschaftsbeziehung zum Kotte-Distrikt im Geist der Partnerschaftserklärung vom Oktober 1994 festhalten.

Aus: Nordelbische Kirchenzeitung, Dezember 1999