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"Das Reich Gottes hier erarbeiten zu wollen, halte ich für wahnsinnig naiv. Es missfällt mir gerade bei vielen evangelischen Pfarrern, dass sie über alles Mögliche reden, über Pädagogik, Soziales und Ökologisches, aber nicht über Gott, Himmel, Jesus. Warum diese Angst, wirklich ernst zu machen? Warum immer so drum herumreden? Da wird mit Metaphern ausgewichen vor den eigentlich doch wahren Begriffen und einfachen schönen Worten: Jesus muss mindestens als Mittelstürmer oder Torwart auf dem Fußballplatz stehen: Würden die Leute es denn nicht auch so begreifen, was der Pfarrer meint? Wovor hat er denn Angst? Vielleicht ist er selber überhaupt nicht gläubig genug oder will es nicht ganz sein wollen und können? Ich glaube, weil ich unbedingt nicht nicht glauben will. Als ungläubiger Mensch auf dieser Erde herumzutapsen, wäre mir so zuwider! Ich könnte es überhaupt keinen Tag aushalten.

Man merkt doch immer wieder, dass im Diesseits vieles nicht aufgeht. Immer fehlt etwas. Bei einigen unserer Mitmenschen fehlt viel bis alles. Dann finde ich die Frage furchtbar lästig, störend und kindisch: Wie konnte Gott das zulassen? Ich denke, er hat mit unserem ganzen Menschentreiben hier nichts zu tun, er hat uns diese Erde überlassen. Was wir damit anfangen, ist unsere Sache, ist unsere und nicht Gottes Verantwortung. Anders kann ich es mir nicht vorstellen. Ich will mir jedenfalls meinen Glauben nicht ruinieren lassen, auf gar keinen Fall."

Gabriele Wohmann, Sterben ist Mist, der Tod aber schön. Träume vom Himmel, Kreuz/Herder: Freiburg/Br. 2011, S. 11-12.