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Altes Postgebäude in der Mürwiker Str. 174

Hier wohnten: links Freund Peter Baecker mit seiner Familie, rechts die Gründer des Mürwiker Posaunenchors, Leiter der Jungen Gemeinde und späteren Pastorenkollegen Werner und Jürgen Stümke.

Auf dem Dachboden des Hauses Mürwiker Str. 174 fand in den 1960er Jahren eine denkwürdige Zinnsoldaten-Schlacht statt: Preußen rangen mit Franzosen und umgekehrt. Unser Freund Nis Andresen hatte in der Zeit seiner Kranheit, die ihn in der Wohnung in der Osterallee festhielt, viele Zinnsoldaten selbst gegossen und sorgfältig bemalt. Sogar Geschütze auf Lafetten hatte er hergestellt, die sich vorne mit kleinen Kügelchen und hinten mit "Ladykrachern" laden ließen. Wir brachten sie gegen die Fahnenträger der aufgereihten Soldaten in Stellung und bewirkten mit gezieltem Abfeuern das Fallen ganzer Reihen. Peter Baecker hatte den Dachboden zur Verfügung gestellt und der Pulverdampf eines famosen Jungenspiels erfüllte den Dachraum. Das war aber auch unsere einzige Kriegsverstrickung, gottseidank! (Viele Jahre später gestaltete Nis Andresen ein Diorama der Schlacht an der Somme für das dänische Museum in Rens. Mich rührt dieses Diorama, weil mein Großvater Alois Godzik im Dezember 1916 an den Folgen seiner Verletzungen aus der Schlacht an der Somme starb.)

Zinnsoldaten-Diorama, gestaltet von Nis Andresen, 1988

Kaiserliche Post

Die Kaiserliche Post in Flensburg-Mürwik stammt aus dem Jahr 1910 und liegt am Rande des alten Mürwiker Zentrums, nahe dem Stützpunkt Flensburg-Mürwik mit der Marineschule Mürwik. Sie ist nicht mit der "Alten Post" in der Innenstadt zu verwechseln. Das Gebäude der "Kaiserlichen Post" in Mürwik ist heute eines der Kulturdenkmale Mürwiks.

1910, im Jahr der Eingemeindung der Dörfer Engelsby, Fruerlund und Twedt nach Flensburg, wurde der Backsteinbau als Wohnhaus und Postdienstgebäude für die Kaiserliche Reichspost errichtet. Das Gebäude entstand nach Plänen der Flensburger Architekten Magnus Schlichting (1850-1919) und Max Schlichting in einer Stilmischung aus Neobarock und Heimatschutzarchitektur. Im Erdgeschoss wurde das Postamt eingerichtet, die oberen Stockwerke dienten Wohnzwecken. Vor dem Gebäude befand sich damals ein Vorgarten. Das Postamt diente auch als Postkutschen-Relaisstation und ersetzte in dieser Hinsicht die Ziegelei Mürwik. Für die Pferde bestand ein Stall beziehungsweise ein Schuppen. Zum Gedenken an die erwähnte Mürwiker Ziegelei war über den beiden Hauseingängen jeweils ein Relief angebracht worden, zum einen eines der "Osbeck-Ziegelei" und zum anderen eines des "Osbeck-Hofes".

Das Gebäude soll von Peter Iwersen erbaut worden sein, der selbst Postbeamter war und das Postamt von 1910 bis zu seiner Pensionierung 1954 als Postinspektor leitete. Das Geld für die Errichtung des Hauses soll vom Verkauf der Osbeck-Ziegelei, auf der Peter Iwersen aufwuchs, gestammt haben. Die Stadt Flensburg kaufte die Ziegelei und ebenso den angrenzenden Osbeck-Hof, der auch einem Zweig der Familie Iwersen gehörte, um das Land verabredungsgemäß dem Deutschen Reich zu schenken, damit auf diesem Gelände die Marineschule gebaut werden konnte. Peter Iwersen war als "Postmeister" eine bekannte Persönlichkeit in Mürwik, so war er unter anderem Kirchenältester und Schiedsmann. Er war verheiratet mit Marie, geb. Pörksen, aus Hoyer. Der Familie entstammten drei Söhne, die früh verstarben, der letzte fiel am 31. August 1941 in Russland in der Nähe von Cholm. Die einzige Tochter Anna heiratete den Marinearzt Karl Baecker.

Die Kaiser-Wilhelm-Straße, an der das Postgebäude lag, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg, nach Aufforderung des Kontrollrates, in Mürwiker Straße umbenannt. Die Hausnummern veränderten sich dabei nicht. Einige Jahre nach dem Krieg betrieb Karl Baecker in der Post seine Praxis. 1969 wurde bei der Verbreiterung der Mürwiker Straße der Vorgarten entfernt. Anna Baecker starb 1994 im Postgebäude, das danach von ihren fünf Kindern verkauft wurde.