Predigt in PNG

von Peter Godzik

12.09.1999 (15. Sonntag nach Trinitatis) über Lukas 18,28-30

Diese kleine Szene, das Gespräch zwischen Petrus und Jesus hat eine Vorgeschichte. Petrus hat gerade mitbekommen, wie Jesus mit dem reichen Jüngling geredet hat. Es geht um die rechte Nachfolge auf dem Weg zum Gottesreich.

Der reiche Jüngling kennt die Gebote Gottes und befolgt sie auch. Aber ihm fehlt etwas Entscheidendes: nämlich die Hingabe, die Bereitschaft, sich aufzuopfern, sich einzusetzen für andere.

Weil er seinen Reichtum nicht loslassen kann, bleibt er traurig zurück, kann er den Weg nicht mitgehen, zu dem die Jünger Jesu eingeladen sind.

Die Menschen um ihn herum verstehen sofort: Es ist nicht leicht, seine eigenen Wünsche nach Reichtum und Besitz aufzugeben und voller Vertrauen mit Jesus zu gehen.

Da meldet sich Petrus und sagt: Siehe, wir haben alles verlassen und sind dir nachgefolgt.

Es klingt fast ein bißchen stolz, was Petrus da sagt: Wir haben es geschafft, loszulassen und nachzufolgen. Wir haben geschafft, was der reiche Jüngling nicht kann und bei dem die Leute so ihre Zweifel haben, ob sie es fertigbringen können.

Was selbst Jesus den Menschen kaum zutraut, sondern als eine Gabe Gottes betrachtet: die Jünger haben es fertiggebracht, sie haben alles verlassen und sind Christus nachgefolgt.

Doch Jesus hört in den Worten der Leute auch den traurigen Unterton. Es ist ja nicht so leicht, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse loszulassen. Und deshalb tröstet er den Petrus und alle Jünger, die ihm nachfolgen wollen:

"Es ist niemand, der ein Haus verläßt oder Weib oder Bruder oder Eltern oder Kinder um des Reiches Gottes willen, der es nicht vielfältig wieder empfange in dieser Zeit, und in der zukünftigen Welt das ewige Leben."

Um den wahren Reichtum geht es in dieser Geschichte: um die vielen Güter dieser Welt, um Cargo, was die Menschen so verrückt macht und gegeneinander aufbringt.

Oder um Freude und Freunde, um Gemeinde und Gemeinschaft, um Glück im Miteinanderteilen und Seligkeit im Himmel.

Cargo oder Hingabe: das ist die Wahl, vor die die Jünger gestellt werden. Was wollen wir sein: reiche Jünglinge oder Nachfolger Christi?

Reichtum drückt auf die Dauer nieder, weil man daran so schwer zu tragen hat. Reichtum macht traurig und depressiv, weil er uns festhält an äußeren Dingen und nicht zuläßt, daß wir uns frei und vertrauensvoll bewegen auf neuen und ungewohnten Wegen.

Die relative Armut der Nachfolge Christi ist nur scheinbar Verzicht auf ein angenehmes Leben. Es ist vielmehr ein Leben in Fülle als viele meinen: nicht äußerlich, sondern innerlich.

Es ist ein Reichtum der Freundschaft, der menschlichen Verbindungen, der Partnerschaft, des Miteinander-Teilens. Es ist ein Reichtum des Herzens.

Hier in Papua-Neuguinea leben Menschen in einer wunderschönen Natur. Es könnte das Paradies auf Erden sein, wenn nicht Neid und Mißgunst da wären, wenn die Menschen sich nicht gegenseitig als Feinde betrachteten oder die großartigen Geschenke Gottes achtlos vergeudeten.

Nun kommen fremde Menschen von außen - die reichen Jünglinge und die Nachfolgerinnen und Nachfolger Christi, die Geschäftsleute und die Missionare. Es beginnt ein Ringen um die Seelen der Menschen und die Zukunft des Landes.

So verlockend es auch sein mag: Der Reichtum an äußerem Besitz, oftmals ungerecht und ausbeuterisch errungen, führt nur zu traurigen Verhältnissen, wie man das jetzt überall im Land beobachten kann.

Die (relative) Armut der Nachfolger Christi ist eine Investition in die Zukunft. Es geht um menschliche Entwicklung, um Schulbildung und Arbeitsplätze, um Gemeinschaft untereinander, um Hilfe und Teilhabe und eine gemeinsame Zukunft. Mission heißt Opfer und Hingabe. Mission heißt gute Haushalterschaft (stewardship) mit Zeit, Geld und Kräften.

Es ist gefährlich, wenn die Nachfolger Christi allzu reich werden wollen. Es verwirrt einen selbst und es verwirrt auch die anderen.

Jesus hat recht: Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel kommt.

Wir sollten nicht allzu reich werden wollen an Gütern und andere zu einem solch falschen Glauben verleiten.

Wir sollten mit weniger zufrieden sein und andere dazu einladen, den wahren, inneren Reichtum zu entdecken:

den Reichtum der Freude, den Reichtum der Gastfreundschaft, den Reichtum gegenseitiger Hilfe, den Reichtum fröhlicher Gemeinschaft.

Die sich entwickelnde Gesellschaft in Papua-Neuguinea wird nicht gerettet von den reichen Jünglingen, sondern von den Nachfolgerinnen und Nachfolgern Christi.

Wir selber werden nicht gerettet von all dem Reichtum, den wir erstreben, sondern von der Bereitschaft zu Liebe und Hingabe.

Mission ist solche Liebe - Liebe ist solche Mission. Amen.